Gestatten: mein Name ist Saiud Grillbeef


Zu meiner Person ist folgendes zu sagen: mit meinen etwas über 50 Jahren bin ich noch recht jung - am Alter eines Lindwurmes gemessen.
Wie alt Schweinsbarbaren werden können kann ich hier und jetzt nicht sagen, da ich noch keine alten Vertreter meiner Daseinsform getroffen habe - die meisten sind, auf Grund irgendwelcher Diskrepanzen mit der eigenen oder irgend einer anderen Art, meistens vorzeitig abgetreten.
Rein äußerlich betrachtet könnte man auf den Gedanken verfallen, man habe einen handlesüblichen Schweinsbarbaren vor sich. Die anmutige Erscheinung unterstützt diese Annahme leider auch noch.
Doch schlägt in meiner Brust durchaus das Herz eines Lindwurmes, was daher rührt, dass einer meiner zahlreichen Großväter ein waschechter Lindwurm namens Hergola von Federwedler war. Dieser Name war nichts anderes als ein Pseudonym unter dem er seine Schriften veröffentlichte. Sein Richtiger Name lautete Gil de Sreibfaul.
Das einzige Merkmal, das auf meine Verwandschaft hinweist, sind meine zierlichen dreifingrigen Hände, wegen derer ich als Kind ziemlich zu leiden hatte. 'Schweinswurm' war nur eines der Schimpfwörter mit denen mich die anderen Frischlinge bedachten. Demnach hatte ich in jungen und jüngsten Jahren viel Zeit mit mir allein verbracht und begonnen, meine Gedanken und Erfahrungen niederzuschreiben.
Es entstanden Bücher wie 'Gedanken eines schweinsbarbarischen Lindwurmbastards' oder 'Ich und meine doofen Ohren' sowie 'Mobbiismus und andere Gemeinheiten'.
In letzterem beschreibe ich, wie überaus hilfreich die Einnahme von blauem Tee unter Zugabe von dehydrierten, vorher in Spinxxxenspeichel eingelegten, Mushromppilzen aus den Dullsgarder Friedhofssümpfen zur Verdrängung empfangenem traumatisierenden Mobbiismus beitragen kann. Die Folgen und die Bekämpfung einer unter Umständen ganz sicher sofort auftretenden Abhängigkeit werden in einem weiteren Buch nachzulesen sein.
Sofern ich überhaupt eines davon veröffentlichen sollte.
Als augenscheinlicher Schweinsbarbar ist es nicht gerade einfach an einen Verleger heranzutreten. Mein letzter Versuch, bei dem ich allen Mut zusammennahm und in den Strassen von Buchhaim einem Vertreter dieses Standes gegenübertrat, in die Tasche meines Wamses griff um eines meiner Manuskripte hervorzuholen, endete damit, dass eben jener derart erschrak, dass er die Augen verdrehte und laustark um Hilfe rufend in ein mehrwöchiges Koma ver- und auf der Stelle umfiel.
Im Kerker hatte ich genügend Zeit meine Vorgehensweise zu überdenken. Wie beneidete ich doch die Lindwürmer! Sie hatten es einfach. Sie wurden angesprochen was sie denn schon veröffentlicht hätten ob man eines ihrer Manuskripte probelesen und verlegen solle.
Diese hoch angesehenen Dichter und Verseschmiede konnten jede Buchhandlung betreten und darin nach Lust und Laune herumstöbern ohne behelligt zu werden. So wie dieser junge Lindwurm, der mir während meiner Zeit in Buchhaim auffiel. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass er sich nocht nicht lange in der Stadt aufhielt. Aus einiger Distanz, so dass er mich nicht bemerkte, beobachtet ich ihn. Wie er das Antiquariat 'Inazea Anazazi - Schrecksenliteratur und Verwünschungsformeln' betrat! Zwar konnte ich nicht hören was gesprochen wurde, aber vermutlich wurde er, als Lindwurm, natürlich regelrecht hofiert, bekam Tee und Bienenbrot angeboten! Da, er konnte sich sogar erlauben, eines der Bücher, das er zuvor aus einem der Regale entnommen hatte, nicht zurückzustellen sondern zu werfen ! Die Schreckse buckelte sogar vor ihm und hob es offensichtlich unterwürfig für ihn auf!
Ich musste meinen Blick abwenden. Das war für mich kaum zu ertragen.
Wenn unsereins ein Geschäft betritt verändert sich die Gesichtsfarbe des Besitzers camäleonhaft zu einer Farbe, die starke Ähnlichkeit mit der von gekochten Gespenstern aufweist. Die Geschwindigkeit, mit der der Inhalt der Kassenschatulle auf den Tresen geleert und um Gnade gefleht wird, kommt der Geschwindigkeit des Farbwechsels sehr nahe.
Nun, wie ihr schon bemerkt haben dürftet, waren meine Möglichkeiten etwas unter die Leute zu bringen, sagen wir mal : beschränkt. Nicht, dass ich Angst haben müsste, dass meine Werke nicht gelesen werden könnten! Allein die Beschreibung meiner Erfahrungen die ich beim Balzritual der Elfenwespen, niedergeschrieben in meinem Buch 'Gedanken eines schweinsbarbarischen Lindwurmbastards' durch mehrwöchiges schlafloses Beobachten machen durfte - ein Meisterwerk, jedenfalls meiner Meinung nach, das recht kurzweilige 1785 Seiten umfasst.
Vielleicht werde ich eines Tages unter einem Pseudonym, wie zum Beispiel 'Huldeginst von Methenmütz' oder 'Keen Phingst', etwas veröffentlichen.
Zunächst bin ich allerdings, auf Grund der jüngsten Ereignisse die ich gerade mit Mühe und Not überlebt habe, dazu übergegangen, eben diese niederzuschreiben.
Diese Dokumente werden ein Teil der Familienchronik. Eine Chronik, die ich hiermit beginne, da in alter Schweinsbarbarentradition noch nie einer meiner Ahnen irgendetwas zu Papier gebracht hat.
Von Fall zu Fall werde ich die Feder an einen guten Freund übergeben, auf den ich etwas später noch zu sprechen komme. Diese Maßnahme ist außerordentlich wichtig, da sich einige der Begebenheiten meiner Kenntnis entziehen, schlicht und einfach, weil ich sie nicht selber miterlebt habe. Dieser Freund ist kein Geringerer als Abdul L. Freigeis.
So will ich denn mal beginnen und zwar ganz am Anfang. Zwar nicht mit der Entstehung Zamoniens, aber mit etwas nicht minder Wichtigem, zumindest für mich - meiner Geburt.


Der Held betritt die Bühne ...